Begabungen finden und fördern
Einige Fakten aus der Neurophysiologie:
- Das menschliche Gehirn besteht aus etwa 100 Milliarden Nervenzellen. Wesentliche
Unterschiede zwischen einzelnen Menschen sind bezgl. dieser Zahl nicht festgestellt worden.
Jede dieser Zellen ist mit sehr vielen anderen Zellen durch etwa 10 000 Synapsen verbunden.
Diese dadurch entstehende Struktur kann durchaus bei jedem Menschen eine andere sein.
Ungeklärte Fragen:
-Inwieweit ist der Aufbau dieser Struktur genetisch bestimmt?
-In welchem Maße wird die Vollendung dieser Struktur durch Umwelteinflüsse gesteuert?
Auf jeden Fall bestimmt diese Struktur wesentlich das Persönlichkeitsbild.
- Trifft eine Information im Nervensystem ein, löst sie eine Impulsfolge aus,
die sich über die Synapsen in einem Teilsystem der Gesamtstruktur ausbreitet.
Dieser Vorgang ist mit chemisch "notierten" Änderungen in den Synapsenbereichen verbunden.
Eine Information hinterlässt also eine chemisch "geschriebene" Spur im Gehirn.
Diese chemische Spur ist aber reversibel, sie erhält sich höchstens mehrere Wochen.
Damit wäre ein Modell für das Ultrakurzzeit- und das Kurzzeitgedächtnis (UKZG und KZG) gefunden.
Das Langzeitgedächtnis (LZG) ist so nicht erklärbar. Hierfür ist die Vorstellung nützlich,
dass durch häufiges Erzeugen der "chemischen Spur" das Nervennetz durch Bildung
weiterer Dentriden wächst. (Für die Entdeckung dieses Mechanismus erhielt
Eric Kandel 2000 den Nobelpreis für Medizin.)
- Als Arbeitsspeicher bezeichnet man ein KZG, in welchem Informationen eintreffen und eine
erste Bearbeitung erfahren, z.B. eine Reduzierung oder eine Verknüpfung mit bereits
gespeicherten Informationen. Da die Informationen durch diesen Speicher "hindurch
müssen", bezeichnet man ihn auch als "Flaschenhals".
Die "Weite" dieses Flaschenhalses bestimmt offensichtlich die Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Für die unterschiedliche Auffassungs- bzw. Verarbeitungsgeschwindigkeit der Individuen im
Lernprozess ist eine wesentliche Ursache, dass die Kapazität dieses Speichers zwischen 60
und 140 (bei einem angenommenen Mittelwert von 100) differiert.
- Bei der Wissensvermittlung wendet sich der Lehrende an das Bewusstsein (lokalisiert im
Cordex) des Lernenden. Das Lernen wird aber wesentlich von unbewusst ablaufenden
Prozessen im subcorticalen System mit bestimmt. So ist z.B. der Hippocampus der
"Organisator" der Ablage (und umgekehrt des Aufrufs) der Informationen im Langzeitgedächtnis
Die Amygdala ist für die emotionale Bewertung von Ereignissen (also auch das Lernmilieu)
wesentlich. Folglich findet "emotionales Lernen" unbewusst statt.
Das Aufmerksamkeitssystem ist sowohl cordical als auch subcortical fixiert.
Gedankenblitze, Intuition u.ä. lassen sich daher auch vom Individuum in ihrer Entstehung
zumeist nicht zurückverfolgen oder gar im einzelnen erklären.
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